„0“
Ein Thema, das in meiner Arbeit immer wiederkehrt, ist der Versuch für mein atheistisches Weltbild eine eigene Bildsprache zu entwickeln.
In der Serie „0“ rücken abstrakte Flächen in die Mitte der Leinwand. Auf jedem der drei Bilder sieht man große schwarze Objekte, die sich in Gebirgslandschaften befinden. Wanderer betrachten diese aus einiger Entfernung oder sie posieren fürs Familienalbum direkt davor. Die schwarzen Flecken besitzen immer einen weißen Kern und können als „schwarze Löcher“ oder als „weiße Löcher“ betrachtet werden. Da diese Löcher weder eindeutig Antimaterie noch Materie produzieren- weder „plus“ noch „minus“ sind- trägt die Serie den Titel „0“.
Die genaue Deutung dieser Objekte überschreitet bei weitem meinen Naturwissenschaftlichen Horizont, sie sind vielmehr Begriffe die in ihrer Unerfassbarkeit eng an einen Gottesbegriff anschließen. Ähnlich der Vorstellung von Gott oder Göttern entziehen sich auch schwarze Löcher unserer Einflussnahme, niemand weiß was in einem schwarzen Loch oder in „Gottes Kopf“ passiert. In der Serie versuche ich an die Tradition einer sakralen Malerei anzuschließen, die versucht dass was zu groß und komplex ist um es zu erfassen auf einer relativ kleinen Fläche darzustellen. Egal ob ein schwarzes Loch dargestellt wird oder das jüngste Gericht in beiden Fällen könnte man von gegenständlich gemalter Antimaterie sprechen.
Marlene Stoißer, geboren 1984 in Gnas, hat an der Ortweinschule in Graz die Meisterklasse für Bildhauerei besucht. Neben dem Studium der Kunstgeschichte hat sie sich intensiv mit Malerei auseinandergesetzt. Seit 2009 studiert sie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien Malerei.