Anna & Maria Obernosterer

Erscheinungen
Licht-/Installationen, 2011

Auftauchen, Sichtbar werden, leuchten, da sein: Philosophie
und Religion haben sich ausführlich mit Erscheinungen und
Phänomenen beschäftigt.

Andeutungen von Glorien- und Heiligenscheinen finden wir heute
jedoch vorwiegend zum Anpreisen von Produkten in der Werbung, im
Ausverkauf – sie suggerieren den Konsumenten billige Angebote.

In dieser Ausstellung zeigen wir zwei Gloriolen: die Erscheinung ist
somit kein Einzelfall mehr, sie ist für alle sichtbar. Die Aureolen aber
bleiben leer, der Inhalt fehlt.

Einer der Strahlenkränze liegt am Wasser, ein anderer findet
sich an der Wand. Das Übernatürliche wird auf die Erde geholt,
praktisch erfahrbar gemacht, ohne ihm das Wunderbare zu
nehmen.

Für die Wassergloriole haben wir gebrauchte PET-Flaschen
gesammelt, das Billige mit dem Außergewöhnlichen verknüpft.
Ihr Leuchten entfaltet sie durch phosphoreszierende Partikel
erst in der Dunkelheit, nachdem sie durch Tageslicht
„aufgeladen“ wurde.

Im Ausstellungsraum versteckt sich eine Mandorla an der Wand,
sie bleibt bei Tageslicht verborgen, nur mittels UV-Licht kann
sie gesehen werden, dieses wird durch einen Bewegungsmelder
aktiviert: ein Verweis auf das Flüchtige, Vorübergehende einer
Erscheinung.

Die Verbindung des Geheimnisvollen mit der Wirkung des Lichts,
hier in der doppelten Funktion, nämlich der des Verbergens und
der des Sichtbarmachens, birgt auch den Hinweis auf das Licht
der Aufklärung, das zwar die Welt erleuchtet, den Himmel
jedoch verfinstert, uns in die Beliebigkeit geführt hat.