Die Fotoserie „Women“ entstand über mehrere Jahre und so, wie die Modelle vor der Kamera gewechselt haben, hat sich auch mein Blickwinkel zum Thema verändert.
Zuerst wollte ich die interessanten Frauen, die ich während meines Auslandsaufenthaltes in den USA kennengelernt hatte, fotografisch in Szene setzen; Menschen aus siebzehn Nationen lebten zusammen auf einem Stockwerk und ich war überwältigt von der kulturellen Vielfalt.
Zurück in Österreich fotografierte ich mich langsam durch meinen Freundes- und Bekanntenkreis, immer mehr bemerkend, dass es da langsam, aber sicher um etwas ganz anderes ging, als mir nahestehende Frauen zu fotografieren.
Der kritische Blick einiger Frauen auf sich selbst verblüffte – und erschreckte. Wunderschöne Frauen, die sagen „bitte fotografier mich nicht von links, ich hasse meine Nase“, oder „Wahnsinn, schaue ich da fett aus“. Die Diktatur der Modebranche macht nur vor wenigen halt, und selbst die merken es nicht immer.
Objektifizierung und Entpersonalisierung, zwei Schlüsselworte zum Thema Werbefotografie. Mir war wichtig, dass die Frauen sich während der Session wohlfühlten und nicht den Zwang verspürten, à la Modemagazinstrecke zu posen.
Make-Up? Frisur? Wahl des Outfits? Mir ganz egal, ist meine Antwort, du musst dich wohlfühlen. Die Location? Selten geplant, manchmal gibt es eine Idee, meistens arbeite ich mit dem, was da ist. Eine weisse Wand, ein Lehnsessel, ein Tuch, ein Garten, eine Mauer. Das gleiche gilt für die Beleuchtung; kein einziges meiner Bilder ist professionell beleuchtet. Nicht, weil ich das nicht will, sondern weil viele dieser Fotosessions spontan entstehen, in Wohnzimmern, auf Balkonen, in Badezimmern. Da muss schon mal eine Nachttischlampe herhalten oder eine Mitbewohnerin eine Stehlampe in die richtige Richtung halten.
Dann geht es los. Zuerst wird ein bisschen gepost, das Unwohlsein mit starken Posen übertüncht, mit gespielter Verzweiflung und einem „ich weiss ja nicht, was ich machen soll!“
Und ich, ich beobachte, gebe minimale Anweisungen, und warte auf einen ganz bestimmten Moment. Den Moment, in dem das Gespräch, das wir führen, wichtiger wird als die Kamera. Wenn das Klicken des Auslösers zum Nebengeräusch wird und das Gespräch nicht mehr bestimmt. Genau dann sind die Bewegungen nicht mehr gespielt.
Das Nachbearbeiten geschieht minimal. Von Farbe nach schwarzweiss, Bild beschneiden, einen Pickel wegretouchieren – ja. Beine verlängern, Poren übermalen, Falten weichzeichnen – nein. Meine Fotos sind keine fotografierte Modestrecke, sie zeigen starke Frauen, die Persönlichkeit haben und, ja, Poren.